Weidet die Herde Gottes : Wie das Neue Testament die Hirte-Herde-Metapher gebraucht, um Gemeinde zu beschreiben

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University of Pretoria

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Die Hirten-Herde-Metapher vermittelt einen autoritären Leitungsstil. Die Schafe haben kein Mitspracherecht, noch werden sie nach ihren Wünschen gefragt. Welche Weide ihnen zusagen würde, welchen Weg sie zum nächsten Weideplatz wählen wollen, welche Therapie sie bei Krankheiten bevorzugen würden, wann sie gemolken oder geschoren werden möchten. Das Bild der Hirten-Herde-Metapher vermittelt eine strenge Hierarchie zwischen Leitern und Geleiteten. Es scheint, dass den Hirten eine fast grenzenlose Verfügungsgewalt über die Herde zugesprochen wird. Dem ist aber nicht so, denn die alttestamentlichen Texte und Schriften aus dem alten Orient geboten diesem Vorhaben Einhalt und sprachen mittels der Hirten-Metapher den Königen und Führern des Landes eine Fürsorgepflicht gegenüber ihren Völkern aus. Führern und Königen, die diese Pflicht nicht wahrnahmen, wurden die Hirtentitel aberkannt oder als schlechte Hirten dargestellt. Die neutestamentlichen Stellen bauen auf diesem Fürsorge-Verständnis auf, indem die Leitung einer Gemeinde mit der Hirtentätigkeit beschrieben wird. Die Texte legen dabei einen Schwerpunkt auf die Versorgung der Gemeinde. Diese beinhaltet das Weiden der Gemeinde. Darunter versteht das Neue Testament, dass die Hirten die Gemeinde mit geistlicher Nahrung versorgen, indem sie ihnen das Wort Gottes lehren und sie darin unterrichten. Vor Gefahren zu schützen gehört genauso zu ihrer Verantwortung, wie der Gemeinde gegenüber ein Vorbild zu sein. Im allgemeinen Verkündigungsdienst, sowie in seelsorgerlichen Belangen sind die Hirten für die ganze Gemeinde verantwortlich. Durch diesen Betreuungsdienst übernehmen die Hirten auch den Schutz der Herde. Die Gefahr der Irrlehre, welche aus der Gemeinde selbst kommt oder von außen in die Gemeinde eindringen kann, fordert die Hirten zur Wachsamkeit auf. Dieses „wachsam sein“ braucht es, um Irrlehren rechtzeitig erkennen und reagieren zu können. Diese Verantwortung tragen die Hirten gegenüber der Herde, sowie den anderen Hirten. Anders als der wortwörtliche Hintergrund der Metapher vermuten lässt, wird die Hingabe und der Gehorsam der Herde nur indirekt gefordert. Die Texte sind vor allem an die Hirten gerichtet, und nur die Gläubigen werden „Herde“ genannt. Die neutestamentlichen Stellen betonen sehr stark den rechtmäßigen Besitzer der Gemeinde. Also müssen die Hirten nach dessen Anweisungen der Gemeinde vorstehen und ihre Arbeit eines Tages vor dem Eigentümer verantworten. Dieses „Verantworten“ wird jedoch nicht als Drohung ausgesprochen, sondern als Belohnung in Aussicht gestellt. Jesus stellt sich als der eigentliche Hirte und Besitzer der Herde vor und er ist es, welcher das Seelenheil in seinen Händen hält, was für die Hirten eine große Entlastung ist.
The shepherd-herd metaphor conveys an authoritarian management style. The sheep have no say, nor are they asked about their wishes. Which pasture would suit them, which route they would like to take to the next pasture, which treatment they would prefer in the event of illness, when they would like to be milked or shorn. The image of the shepherd-herd metaphor conveys a strict hierarchy between leaders and those being led. It seems that the shepherds are given almost unlimited power over the flock. However, this is not the case, as the Old Testament texts and writings from the ancient Near East put a stop to this idea and used the shepherd metaphor to impose a duty of care on the kings and leaders of the land towards their people. Leaders and kings who did not fulfill this duty were stripped of their shepherd titles or portrayed as bad shepherds. The New Testament passages build on this understanding of care by describing the leadership of a church in terms of shepherding. The texts focus on the care of the congregation. This includes shepherding the congregation. The New Testament understands this to mean that the shepherds provide the congregation with spiritual nourishment by teaching them the word of God and instructing them in it. Protecting them from danger is just as much a part of their responsibility as being an example to the congregation. In the general ministry of proclamation and pastoral care, the shepherds are responsible for the whole congregation. Through this ministry of care, the shepherds also protect the flock. The danger of false doctrine, which comes from within the congregation itself or can penetrate the congregation from outside, calls on the shepherds to be vigilant. This “vigilance” is necessary in order to be able to recognize and react to false teachings in good time. The shepherds bear this responsibility towards the flock and the other shepherds. Contrary to what the literal background of the metaphor suggests, the devotion and obedience of the flock is only indirectly demanded. The texts are primarily addressed to the shepherds, and only the believers are called the “flock”. The New Testament passages strongly emphasize the rightful owner of the church. The shepherds must therefore preside over the church according to the owner's instructions and one day be accountable for their work to the owner. However, this “accountability” is not expressed as a threat, but as a promise of reward. Jesus presents himself as the actual shepherd and owner of the flock and it is he who holds the salvation of souls in his hands, which is a great relief for the shepherds.

Description

Dissertation (MTh (New Testament))--University of Pretoria, 2024.

Keywords

UCTD, Sustainable Development Goals (SDGs), Metapher, Gemeinde, Hirte, Herde, Älteste, Metaphor, New Testament, Church, Shepherd, Flock, Elders, Gospel of John, Shepherd's speech, Acts of the Apostles, Miletus speech, Ephesians, Church ministries, 1st Epistle of Peter

Sustainable Development Goals

None

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