German colonial warfare in then South West Africa between 1904 and 1908 meets the definition of genocide. In this article, the nature and consequences of the war for the mainly affected communities of the Ovaherero and Nama are summarized, followed by the history and meaning of the notion of genocide. But the genocide in the German colony became only since the mid-1960s a matter of scholarly interest. The research results initially remained largely ignored and without major repercussions until the turn of the century. The discourse on genocide and its introduction into a wider German public is presented, leading to developments finally resulting in the official admission of the genocide by the German government in 2015. The subsequent bilateral Namibian-German negotiations over how to come to terms with this shared history are critically assessed. The conclusion seeks to position the efforts of a scholarly engagement with Germany’s colonial past in its relevance for today.
Die deutsche Kriegsführung in der Kolonie Südwestafrika zwischen 1904 und 1908 entspricht der Definition von Völkermord. Die Eigenschaften und Folgen des Krieges für die hauptsächlich betroffenen Ovaherero und Nama werden zusammenfassend dargestellt. Dem folgt die Entstehungs-geschichte und Interpretation der Völkermordkonvention. Doch der Völkermord in der deutschen Kolonie wurde erst ab Mitte der 1960er Jahre Gegenstand wissenschaftlichen Interesses. Die Forschungsergebnisse wurden anfangs weitgehend ignoriert und hatten bis zur Jahrtausendwende keine gravierenden Auswirkungen. Der Artikel resümiert den seitherigen Völkermord-Diskurs und dessen Einzug in eine breitere deutsche Öffentlichkeit. Er bietet einen Überblick über die Entwicklungen, die 2015 schließlich in ein offizielles Eingeständnis des Völkermords durch die deutsche Regierung mündete. Die daraufhin aufgenommenen bilateralen deutsch-namibischen Verhandlungen zum Umgang mit dieser Vergangenheit werden kritisch untersucht. Eine Schlussfolgerung ordnet das Bemühen wissenschaftlichen Engagements mit Deutschlands kolonialer Vergangenheit in dessen Bedeutung für die Gegenwart ein.