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Als ich vor vielen Jahren - 1940 - meine erste Vorlesung über Afrikaans an der Friedrich-Wilhelrns-Universität zu Berlin hörte, war ich höchst erstaunt über die heimatlichen klänge die mir aus dieser Fremdsprache entgegen tönten. Ich entdeckte auch sogleich, dss es für mich, die Niederdeutsche, viel leichter war, diese Sprache zu lernen, als für meine "hochdeutschen” Kommilitonen. Seitdem liess mich das Problem nicht mehr los: Woher kommt denn diese erstaunliche Ähnlichkeit zwischen meiner plattdeutschen Muttersprache und Afrikaans, und worin besteht die Ähnlichkeit im Einzelnen? Hatten mich diese Fragen schon in Deutschland bewegt, so interessierten sie mich noch viel mehr seitdem ich mich in Südafrika aufhalten durfte und mir Afrikaans immer mehr vertraut wurde. Trotzdem mir von mancher Seite abgeraten wurde, entschloss ich mich zu der vorliegenden Arbeit. Sehr schnell stellte sich die Schwierigkeit der Bücherbeschaffung aus Deutschland ein. Trotz der vielen und sehr dankenswerten Bamühungen seitens der Merensky-Bibliothek der Universität von Pretoria gelang es nicht, alle aus Deutschland angefragten Bücher zu erhalten. Manche sind während des letzten Weltkrieges in Deutschland verlorengegangen wie "Die ostpreussischen Mundarten" von W. Ziesemer, manches ist erst in Bearbeitung wie "Das pommersche Wörterbuch” - Leiter Professor Rosenfeld-Rostock. Vom Niedersächsischen Wörterbuch, das gleichfalls noch in Bearbeitung ist, wurden mir persönlich die ersten vier Lieferungen geschickt, von denen aber leider zwei Bände auf der Post in Südafrika verlorengingen und nicht wieder aufgefunden wurden. Glücklicherweise bekam ich durch die Merensky-Bibliothek die drei Bände des "Ostfriesischen Wörterbuchs” von J.ten Doornkaat Koolman, das Herr Professor Niekerken - Hamburg – liebenswürdigerweise zur Verfügung stellte. Auch besass ich Zugang zur umfangreichen plattdeutschen Literatur, woraus ich reiches Material fand. Ausserdem kam es mir natüirlich gut zustatten, dass Plattdeutsch sozusagen meine Muttersprache ist, jedenfalls die Sprache meiner Kindheit. Manche Hilfe erhielt ich direkt aus Deutschland durch private Büchersendungen, so von der Assistentin am Germanistischen Seminar der Universität in Greifswald, Frau Dr. Ruth Schmidt, wofür ich ihr sehr dankbar bin. Ich bin mir dessen bewusste, dass vorliegende Arbeit vollständiger hätte sein können, wenn mir aIle mir bekannten Quellen zur Verfügung gestanden hätten - so musste ich rnich auf das beschränken, was mir erreichbar war. Dieser Beschränkung unterlag auch die Auswahl der zu behandelnden plattdeutschen Mundarten. Von den 14 bestehenden plattdeutschen Mundarten (siehe Anhang, Karte I) konnten nur 6 einer näheren Betrachtung unterzogen werden. Diese sind: die hauptsächlichsten Vertreter der niederdeutschen Stammländer, nämlich: Ostfriesisch, Westfälisch, Nordniedersächsisch, Holsteinisch (Dithmarsisch), und als Vertreter des "kolonialen Platt" jenseits der Elbe das Mecklenburgisch-Vorpommersche und das Ostpommersche der Gebiete Saatzig-Dramburg, Eine weitere Schwierigkeit ergab sich hinsichtlich der Schreibung des Plattdeutschen, denn die phonetischen Schriftzeichen gibt es nicht auf der Schreibmaschine. Ich folgte dem flämischen Schreibgebrauch, indem ich die langen VokaIe durch Doppelschreibung ausdrückte. Die Klangfärbung nach einem anderen Laut hin stellte ich durch Hochstellung des betreffenden Buchstaben dar. Im übrigen hielt ich mich an die Schreibweise der jeweiligen Quelle. Im afrikaansen Teil ist die übliche afrikaanse Rechtschreibung angewandt. Ein glücklicher Umstand ermöglichte überhaupt erst die vorliegende Arbeit: in Herrn Professor Dr. L.C.Mostert, Leiter der Abteilung Deutsch an der Universität von Pretoria, fand ich einen Promotor, der aufgrund seiner Studien der niederdeutschen Sprache an deutschen Universitäten in der Lage war, mich zu beraten und für die Entwicklung dieser Arbeit richtungweisende Fingerzeige zu geben. lch bin Herrn Professor Mostert zu grossen Dank verpflichtet für die stete Förderung und manche Ermutigung und alle freundliche Hilfe, die er mir während der zwei Jahre der Vorarbeit für meine Dissertation zuteil werden liess. |
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